PÄDAGOGISCHE WILLKOMMENSGRUPPE An der LWS
Fröhlich-strahlende Gesichter, der Geruch von frisch gebackenen Waffeln mit Schlagsahne und Erdbeeren, Kinder und Jugendliche, die unbeschwert am Kicker stehen, Karten- und Brettspiele spielen, sich unterhalten und zu Queen‘s „Don’t stop me now“ summen – dies sind nur ein paar Impressionen aus dem sehr gelungenen „Spiele- und Waffeltag“, der im Juni von Frau Juliane Stumpf für die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine im Schülercafé der Leonhard-Wagner-Mittelschule organisiert wurde. Denn seit April heißt es an allen drei Leonhard-Wagner-Schulen: Ласкаво просимо – Herzlich Willkommen!
In der am Leonhard-Wagner-Gymnasium verorteten pädagogischen Willkommensgruppe sind derzeit 35 geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche, die nicht nur gemeinsam Deutsch lernen, sondern dort auch Freundschaften und Halt finden sollen. Aufgeteilt in zwei Gruppen erhalten die 9-17-Jährigen jeden Tag jeweils zwei Stunden Deutschunterricht mit Frau Khrystyna Kosarenko, einer Deutschlehrerin aus Kiew, die selbst erst seit März in Deutschland ist und wortwörtlich die Rettung in der Not war. Unterstützt wird sie dabei von Frau Juliane Stumpf, die seit Dezember als Teamlehrkraft am Leonhard-Wagner-Gymnasium arbeitet und sich neben der Unterrichtstätigkeit vor allem um spielerische Aktivitäten und Unternehmungen kümmert. So wurde im Mai ein Ausflug in den Augsburger Zoo unternommen und weitere Aktionen wie gemeinsames Picknicken, Käsespätzle-Kochen und Musizieren sind in Planung.
Die restliche Unterrichtszeit verbringen die ukrainischen Schülerinnen und Schüler in den regulären Klassen der drei Leonhard-Wagner-Schulen. Um die Integration in den normalen Schulalltag zu erleichtern, wurde bei der Verteilung darauf geachtet, dass in jeder Klasse ukrainisch- oder russischsprachige Schülerinnen und Schüler sind. Dennoch ist die Sprachbarriere für die ukrainischen Kinder und Jugendlichen nach wie vor zu groß, um dem normalen Unterricht tatsächlich folgen zu können, was für viele sehr frustrierend ist.
Was also in der Theorie alles sehr positiv klingt, ist im praktischen Schulalltag für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Das umfassende Engagement wird vor allem durch die Vielzahl an bürokratischen Hürden ausgebremst. So konnten die aktuellen Lehrkräfte nur durch einen glücklichen Zufall gefunden werden und die gesamte Organisation wurde von der Schulleitung und vielen helfenden Händen gemeistert, noch bevor klar war, wie viele ukrainische junge Menschen zu uns an die Schulen kommen, ob überhaupt eine Willkommensgruppe genehmigt wird und wie viele Mittel letztlich zur Verfügung stehen. Außerdem ist die Zahl der ukrainischen Schülerinnen und Schüler von Woche zu Woche gewachsen, was das Unterrichten in diesen großen und bezüglich des Alters und Bildungsniveaus sehr heterogenen Gruppen nicht leicht gestaltet.
Wie tatsächlich das Projekt im kommenden Schuljahr fortgeführt werden soll, ist aktuell noch nicht klar. Wenn im kommenden Schuljahr die Schulpflicht greift, wird sich zeigen, wie es mit den ukrainischen Schülerinnen und Schülern weitergehen soll. Von offizieller Seite erhofft man sich nach drei Monaten Deutschunterricht eine Eingliederung in das normale Schulsystem, jedoch ist diese Vorstellung – der Erfahrung nach – nur in Einzelfällen de facto realisierbar.
Um diesen Kindern und Jugendlichen nun in diesen Zeiten wirklich Halt und Stabilität zu geben, sind die pädagogischen Willkommensgruppen und die damit verbunden Aktionen zwar äußerst wichtig, jedoch lange nicht ausreichend, um ernsthaft langfristige Perspektiven zu schaffen und den Bildungserwerb dieser jungen Menschen zu sichern. In diesem Sinne wünschen sich die betroffenen Schulen weitere Möglichkeiten um wirklich nachhaltig arbeiten zu können.
Don’t stop us now!